Im Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis" steht, man könne im luftleeren Raum ungefähr 30 Sekunden überleben, wenn man vorher tief Luft geholt hat.
Ob das stimmt? Warum ist ein Überleben im Weltraum überhaupt so schwierig? Offenbar gibt es da eine Vielzahl an Problemen:
- Die Temperatur
- Die Strahlung
- Sauerstoff-Mangel
- Der Druck
Alle einzelnen Effekte sind vermutlich schon einzeln tödlich. Zusammen dürften sie eine ziemlich unangenehme Mischung geben. Was ja auch keiner bestritten hat. Gucken wir uns erstmal die einzelnen Punkte an:
Die Temperatur
Im All herrschen Temperaturen zwischen -270 und +100 °C bei Sonnenschein. Immerhin liegen da auch ganz angenehme Temperaturen dazwischen. Allerdings: Ohne Medium zum Temperaturaustausch dürfte das vielleicht gar nicht so schlimm sein?
Überlebensdauer: Unklar
Die Strahlung
Der Raumanzug hat nicht zuletzt die Aufgabe,
Astronauten vor der hochenergetischen Strahlung im All zu schützen. Normalerweise schützt uns die Erdatmosphäre, draußen im All dürfte das ziemlich gefährlich sein. Ich glaube allerdings nicht, dass das zu einem schnellen Tod führt.
Sonneneinstrahlung führt allerdings schon nach kurzer Zeit zu Verbrennungen, die aber sicher nicht zum Tod führen werden.
Überlebensdauer: Unklar. Mindestens mehrere Stunden?
Sauerstoff-Mangel
Unbestritten gibt es im All keinen Sauerstoff. Den brauchen wir aber ziemlich dringend zum Überleben. Ohne Sauerstoff dürfte kein Mensch länger als ein paar Minuten überleben, geschweige denn bei Bewußtsein bleiben. Im All ist das noch schlimmer: Da die Luft aus den Lungen nicht zur Verfügung steht (die wird sofort "rausgesaugt"), bleibt man angeblich höchsten 15 Sekunden bei Bewußtsein. Der Sauerstoff-Mangel ist also schon mal definitiv tödlich.
Überlebensdauer: einige Minuten
Druck
Im Weltall herrscht extremer Unterdruck. Genauer: Es herrscht fast gar kein Druck. Schließlich ist ja nichts da, was drücken könnte. Der Astronaut besteht aber dummerweise aus ganz viel, was Druck macht: Die Lungen sind voll Luft (vermutlich hat man sich zu allem Übel an die Tipps aus dem Anhalter gehalten), diverse Hohlräume ebenfalls. Ähnlich wie bei einem zu schnell aufsteigendem Taucher wird sich die Luft viel zu schnell ausdehnen und die Lunge zerreißen. Ähnliche Verletzungen werden wohl bei allen luftgefüllten Hohlräumen entstehen, aus denen die Luft nicht abfließen kann. Zusätzlich sind in allen Flüssigkeiten, insbesondere im Blut, Gase gelöst. Unter dem niedrigen Druck werden diese ausgasen, wie eine geöffnete Mineralwasser-Flasche. Zu allem sinkt bei dem niedrigen Druck der Siedepunkt. Wasser wird schon bei recht niedrigen Temperaturen anfangen zu kochen. Das führt insbesondere zu einer extremen Ausdehnung und zum Platzen von Zellen und Gewebe. Vielleicht führt das auch gleichzeitig zu extremer Abkühlung?
Der Effekt, dass Flüssigkeiten zu kochen beginnen, setzt sehr schnell ein. Bei einem
Unfall der NASA 1965 fühlte eine Testperson seine Spucke schon kochen, bevor er nach 14 Sekunden das Bewußtsein verlor.
Das Blut beginnt angeblich nicht zu kochen, schließlich hält der Körper noch gewissen Druck aufrecht.
Überlebensdauer: wenige Minuten - unklar
Zusammenfassung:
Vielleicht wieder Erwarten wird man nicht explodieren. Ziemlich sicher wird man einfach ziemlich schnell bewusstlos und stirbt dann - an Sauerstoff-Mangel, Embolien und weiteren Verletzungen durch den Druckverlust, die sich langsam akkumulieren.
Quellen:
http://www.wdr.de/themen/wissen/1/kleine_anfrage/antworten/astronaut_helm.jhtml
http://www.gutefrage.net/frage/stimmt-es-dass-ein-astronaut-auch-ohne-raumanzug-bis-zu-60-sekunden-im-weltall-ueberlebt
http://de.wikipedia.org/wiki/Raumanzug
http://science.howstuffworks.com/space-suit.htm
http://imagine.gsfc.nasa.gov/docs/ask_astro/answers/970603.html
Weiter Quellen:
The Effect on the Chimpanzee of Rapid Decompression to a Near Vacuum, Alfred G. Koestler ed., NASA CR-329 (Nov. 1965)
Experimental Animal Decompression to a Near Vacuum Environment, R.W. Bancroft, J.E. Dunn, eds, Report SAM-TR-65-48 (June 1965), USAF School of Aerospace Medicine, Brooks AFB, Texas.